Aloys

von Tobias Nölle, 2016, 91 min.

6. April I 18 Uhr

„Wir melden uns bei Ihnen“. Erst denkt man, Aloys (Georg Friedrich) meine damit sich und seinen Vater, mit dem er eine Privatdetektei betreibt. Doch auch nach dem Tod des Vaters spricht er noch in der dritten Person von sich. Der Kontakt zu anderen im Allgemeinen fällt ihm sehr schwer. Am liebsten versteckt er sich hinter seiner Kamera, kommuniziert nur das Nötigste mit seinen Kunden, und auch die abendliche Bestellung beim Chinesen „Eine Portion Reis zum Mitnehmen“ lässt keine Überschwänglichkeit zu.

Das Spielfilmdebüt des Schweizers Tobias Nölle überzeugt durch ästhetische und formale Konsequenz sowie durch inhaltliche Relevanz. Der porträtierte Sonderling wird nie der Lächerlichkeit preisgegeben, er steht vielmehr stellvertretend für jeden, der in unserer anonymisierten Gesellschaft Anschluss und Liebe sucht und weiß, welcher Herausforderung man sich dabei stellt. Aloys erzählt im Kleinen eine Geschichte der Selbstemanzipation, nimmt Partei für Individualität und die Wichtigkeit von Fantasie und Träumen.

Regie: Tobias Nölle I Darsteller: Georg Friedrich, Tilde von Overbeck
Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertitel