Neutre

Neutre, Xavier Ruiz

von Xavier Ruiz, 2001, 90 min.

Eine Einheit der Schweizer Armee, kleiner Teil einer Kompagnie unter Führung eines Leutnants, gerät während einer Übung im Grenzgebiet irrtümlich auf französisches Territorium. Da der Leutnant sich scheut, den Vorfall zu melden und er mit Sanktionen rechnen muss, beschließt er, durch unwegsames Gelände illegal über die Grenze zurückzukehren. Die Gruppendynamik gerät außer Kontrolle.

„Neutre“ („Neutral“) ist aktionistisches Drama, Militärsatire und moralische Parabel zugleich. Der Film ist das Erstlingswerk des Genfer Regisseurs Xa- vier Ruiz, der mit dem Thriller „Verso“ (2010) Aufsehen erregte.

Regie: Xavier Ruiz I Drehbuch: Nicholas Cuthbert
Kamera: Christophe Serrare I Darsteller: Roberto Bestazzoni, Olivier Iglesias, Lambert Bastar, Gaspard Boesch, Nicholas Michel, Miami Themo, Julien George

Fassung: Französisch mit deutschen Untertiteln

Der Freund

Der Freund, Micha Lewinsky

von Micha Lewinksy, 2008 I 90 min.
in Anwesenheit des Regisseurs

Der schüchterne und linkische Emil ist überrascht, als ihn die von ihm um- schwärmte Sängerin Larissa anspricht. Sie bittet ihn, sich als ihr Freund auszugeben. Ein paar Tage später erfährt er von Larissas Selbstmord. Bei der trauernden Familie hält er die Fiktion aufrecht, Larissa und er seien über längere Zeit hinweg ein Paar gewesen. Schließlich verliebt er sich aber in die andere Tochter der Familie.

Das Spiel lmdebüt von Micha Lewinsky ist ein stimmungsvolles Zürichbild und dreht sich um einen liebenswürdigen Außenseiter, der von dem herausragen- den Philippe Graber gespielt wird. Die sanfte Liebesgeschichte ist unterkühlt, präzise inszeniert und von subtiler Komik. Die Musik stammt von der mittler- weilen international bekannten Liedermacherin Sophie Hunger, die auch aus selbst in der Rolle der Larissa auftritt.

Regie, Drehbuch: Micha Lewinsky
Kamera: Pierre Mennel I Musik: Marcel Vaid, Sophie Hunger
Darsteller: Philippe Graber, Johanna Bantzer, Michel Volta, Andrea Bürgin, Emilie Welti, Urs Jucker
Verleih: Film Kino Text, Bonn
Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Der Goalie bin ig

Der Goalie bin ig, Sabine Boss

von Sabine Boss 2014, 103 min. Eröffnungsfilm

Ernst, von allen Goalie („Torhüter“) genannt, kehrt nach einem Gefängnisaufenthalt in seinen Heimatort zurück. Von seinem bisherigen Leben etwas enttäuscht, verbringt seine Zeit weitgehend in der Kneipe. Als er sich in die Serviertochter Regula verliebt und solide werden möchte, muss er sich mit seinen falschen Freunden aus dem kriminellen Milieu auseinandersetzen.

Sabine Boss hat den gleichnamigen Roman von Pedro Lenz ver lmt. Die Hauptrolle übernahm der Theaterschauspieler Marcus Signer und die Musik verantwortet die Gruppe Züri West.

Lenz schreibt in berndeutscher Sprache. „Der Goalie bin ig“ erschien 2010 und gewann den Schweizer Literaturpreis. Er ist in der Ich-Form erzählt, in kurzen Sätzen, meist in umgangssprachlich reduzierter Syntax und mit trocke- nem Humor.

Anläßlich des Festivals liest Pedro Lenz aus dem Roman.

Regie: Sabine Boss I Drehbuch: Jasmine Hoch, Sabine Boss, Pedro Lenz Kamera: Michael Saxer I Musik: Züri West I Darsteller: Marcus Signer, Sonja Riesen, Pascal Ulli I Verleih: Turnus Film, Zürich

Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Züri West hat den Titelsong komponiert:

Unter der Patenschaft von Chuchichästli

Hinter den sieben Gleisen

von Kurt Früh, 1959, 103 min.

Drei Stadtstreicher, sehr verschiedene Charaktere, leben verantwortungslos am Rande eines Rangierbahnhofs in Zürich in den Tag hinein. Eine Mutter mit ihrem Säugling, die in ihrem Verschlag Schutz sucht, zwingt sie vorüberge- hend Verantwortung zu übernehmen.

Der Film entwickelt einen kritischen Querschnitt der städtischen Gesellschaft der 1950er Jahre und bedient sich dabei der Perspektive verachteter Außen- seiter. Humorvoller Moralismus verbindet sich mit märchenhafter Stimmung, die von der Musik von Walter Baumgartner wesentlich mitgeprägt ist. Eine Besonderheit für sich stellt der gesungene Vorspann dar. Der Film gilt neben „Bäckerei Zürrer“ als zweites Hauptwerk des Regisseurs Kurt Früh (1915- 1979). Mit Max Hau er, Zarli Carigiet, Ruedi Walter oder Ettore Cella treten einige der wichtigsten Schweizer Schauspieler der Zeit auf.

Regie: Kurt Früh I Drehbuch: Kurt Früh, Hans Hausmann
Kamera: Emil Berna I Musik: Walter Baumgartner
Darsteller: Max Hau er, Zarli Carigiet, Ruedi Walter, Hannes Schmidhauser, Margrit Rainer, Ettore Cella I Verleih: Praesens-Film, Zürich

Hans im Glück

Hans im Glück, Peter Liechti

von Peter Liechti 2003, 88 min.

Peter Liechti, sich selbst spielend, beschließt das Rauchen aufzugeben. Ein Fußmarsch von Zürich nach St. Gallen, seiner Heimatstadt, soll, verbunden mit einem strikten Rauchverbot, diesem Ziel dienen. Auf seiner Reise begeg- net er einem Reigen sehr verschiedener Menschen, deren Schicksale er mit Offenheit und Empathie schildert.
Der semi- ktionale Dokumentar lm wirft einen kritischen Blick auf das Land und ist zugleich ein unprätentiöses und ironisches Selbstbild des Schweizer Ausnahmeregisseurs. Peter Liechti (*1955), der leider 2014 seiner Krank- heit erlag, entwickelte einen eigenen Stil des dokumentarisch-essayistischen Kunst lms. Zu seinen wichtigsten Werken zählen insbesondere „Signers Koffer“ (1996) und „Vaters Garten“ (2013).

Regie, Drehbuch, Kamera: Peter Liechti
Musik: Norbert Möslang I Verleih: Peter Liechti Filmproduktion, Zürich
Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Strähl

Strähl, Manuel Flurin Hendry

von Manuel Flurin Hendry, 2004, 80 min.

Strähl, ein medikamentensüchtiger Kriminalpolizist, ist in der Zürcher Langstraße in der Drogenbekämpfung tätig. Seine Cholerik und unkonventionellen Ermittlungsmethoden bringen ihn immer wieder an den Rand des Gesetzesbruchs. Schließlich eskaliert die Situation soweit, dass er selber des Drogenhandels beschuldigt wird.

Das spannende und aktionistische Drama wirft ein grelles Licht auf das Milieu von Drogenhändlern und Abhängigen vor dem Hintergrund des übernational bekannten Rotlichtviertels der Stadt. In der Hauptrolle agiert eindrücklich Roeland Wiesnekker, der für seine Darstellung den Schweizer Filmpreis für den Bester Hauptdarsteller gewann.

Regie: Manuel Flurin Hendry I Drehbuch: Michael Sauter, David Keller Kamera: Filip Zumbrunn I Musik: Michael Sauter
Verleih: Dschoint Ventschr, Zürich

Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Die Schweizermacher

Die Schweizermacher, Rolf Lyssy

von Rolf Lyssy 1979, 104 min. Abschlussfilm

Zwei Beamte der Kantonspolizei Zürich sind beauftragt, über Anwärter auf das Schweizer Bürgerrecht ein Gutachten zu erstellen, das sich sowohl auf gehei- me Beobachtung wie auch auf of zielle Kontaktaufnahme stützen soll. Die Be- werber entstammen sehr verschiedenen sozialen Verhältnissen und Nationen, was dazu führt, dass unterschiedliche Erwartungen an sie gestellt werden. Es entsteht eine Vielzahl komischer Verwicklungen. Zwischen dem pedantischen, älteren Polizisten und dem jüngeren Berufseinsteiger kommt es wegen ihrer unterschiedlichen Weltsichten zu zunehmenden Konflikten.

Der Film ist sowohl ein schlagend inszenierte Komödie als auch eine Satire auf die schweizerische politische Mentalität. Zusätzlich exponiert er den Generationenkon ikt, der in den 1970er Jahren, genau wie in Deutschland, in großer Schärfe aufbrach. Die beiden Hauptrollen übernahmen Walo Lüönd, einer der unbestritten wichtigsten Schweizer Charakterdarsteller der zweiten Jahrhunderthälfte, und Emil Steinberger, der sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland über Jahrzehnte als Kabarettist bekannt war.

Regie: Rolf Lyssy I Drehbuch: Rolf Lyssy, Christa Maerker
Kamera: Fritz E. Maeder I Darsteller: Walo Lüönd, Emil Steinberger, Wolf- gang Stendar, Claudio Caramaschi, Beatrice Kessler, Hilde Ziegler
Verleih: Frenetic, Zürich
Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Wachtmeister Zumbühl

Wachtmeister Zumbühl, Urs Odermatt

von Urs Odermatt, 1994, 103 min.
in Anwesenheit des Regisseurs

In einem Dorf im Kanton Nidwalden lebt der Wachtmeister Zumbühl gemeinsam mit seinem Sohn Albin. Zumbühl, ein überkorrekter, manchmal besserwisserisch, ist bei den Honorationen wenig beliebt. Nach einer Intrige quittiert er den Dienst und wechselt den Beruf. Als er seinen Sohn eines schlimmen Verbrechens verdächtigt, gerät Zumbühl in einen Gewissenskonflikt zwischen seinem Rechtsempfinden und der Solidarität gegenüber seinem Sohn.

Das realistische Kriminaldrama ist visuell inspiriert durch die Fotografien von Arnold Odermatt. Der Vater des Regisseurs stand Jahrzehnte lang im Dienste der Nidwaldner Verkehrspolizei und fertigte als begeisterter Fotograf Bilder von Unfallsituationen an. Sein fotografisches Werk hat, mittlerweilen verstanden als Kunstleistung, in den letzten zwanzig Jahren internationale Beachtung erfahren. Der Film feiert in einer neu restaurierten Fassung auf dem Festival seine Uraufführung. In den drei Hauptrollen treten Michael Gwisdek, Anica Dobra und Jürgen Vogel auf, deren Stimmen in Nidwaldner Deutsch synchronisiert wurden.

Parallel findet in Zusammenarbeit mit der Galerie Springer aus Berlin eine Ausstellung mit Fotografien Arnold Odermatts statt, die dieser während der Dreharbeiten zum Film realisierte.

Regie, Drehbuch: Urs Odermatt I Produktion: Rudolf Santschi
Kamera: Rainer Klausmann I Musik: Norbert J. Schneider
Darsteller: Michael Gwisdek, Anica Dobra, Jürgen Vogel, Rolf Hoppe, Ueli Jäggi, Siggi Schwientek, Roeland Wiesnekker
Fassung: Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln

Restaurierung und Digitalisierung des Filmes durch Kulturwerkstatt Nordwest